Studienfahrt der Fachberatung vom 12. Juli 2025,

Teil 1
Besuch des landwirtschaftlichen Betriebs von Jens Eichler in Telgte

Bei sehr angenehmem Wetter und freier Bahn erreichten wir zügig das östliche Münsterland. Den Hof zu finden, war dagegen nicht so einfach, da die landwirtschaftlichen Wege extrem schmal und mit Bäumen gesäumt waren, so dass für einen 50ger Bus das Durchkommen alles andere als leicht war. Hier ein großes Lob an unseren Busfahrer, der am Ende der Besichtigung einen Teil der Strecke auch noch rückwärts bewältigen musste.

Seit 18 Jahren bewirtschaftet in der Nähe von Telgte der gelernte Schmied Jens Eichler einen Hof zur biologischen Saatgutvermehrung mit dem Augenmerk auf alte Sorten (Erhaltungszüchtung). Alte Gemüsesorten sind viel geschmackvoller als konventionell erzeugte, aber auch etwas empfindlicher gegen Schädlinge oder Witterungseinflüsse. Außerdem sind sie ein wichtiger Genpool und dienen dazu, die Artenvielfalt an Nutzpflanzen zu erhalten.

Die Anbaufläche von einem Hektar teilt sich in drei entfernt liegende Parzellen auf, da so eine Überkreuzung der Arten (Sortenreinheit) verhindert wird. Durch hohe Mais- und Roggenfelder wanderten wir zu einer dieser Parzellen, auf der verschiedenste Gemüsesorten wie Möhren, rote Beete, Bohnen, Chicorée, Erbsen, Tomaten und viele weitere, aber auch Kräuter wie Koriander wuchsen. Als besondere Art lernten wir Sauerkleeknollen kennen, die roh oder als Gemüse verzehrt werden können. Um Wildtiere abzuhalten, waren die Beete mit einem Zaun geschützt.

Spätestens hier wurde klar, dass die pfluglose Anbaumethode mit zwei Kaltblutpferden eine sehr mühselige Angelegenheit ist. Auf dem Beet standen hauptsächlich zweijährige Pflanzen, deren Saatgut erst im 2. Jahr entnommen werden kann. Im ersten Jahr werden die Pflanzen in Reihen gesät und wöchentlich mit einer kleinen von den Pferden gezogenen Minihacke und von Hand unkrautfrei gehalten. Im Herbst werden die Pflanzen geerntet, sortiert nach Qualität und in Kisten mit Erde überwintert. So werden im Frühjahr zum Beispiel von 200 Möhren die 40 besten wieder eingepflanzt und bis zur Blüte gebracht. Von diesen Pflanzen gewinnt man dann schließlich den Samen.

Unter einem Foliendach standen geschossene Salatpflanzen und Tomaten. Bei diesen Gewächsen darf die Blüte nicht verregnen. Salat und Tomaten wurden in Quickpot Platten vorgezogen und ausgepflanzt. Die unteren Blätter der Salatpflanzen wurden entfernt, um Fäulnis vorzubeugen und dienten den Tomaten als Dünger.

Das Dreschen des Samens am Beispiel von Rosenkohlpflanzen mutete eher mittelalterlich an. Die Pflanzen wurden von Hand immer wieder durch Siebe mit verschiedenen Maschengrößen geschüttet, bis nur noch die reinen Samen zu sehen waren. Den Rest erledigte eine selbstgebaute Staubsaugerkonstruktion, die alles Überflüssige entfernte.

Zum Abschied durften wir noch Jens Eichlers Kaltblutstute streicheln.

Nun ging die Fahrt weiter nach Telgte zum Mittagessen in das Bistro-Cafe „Tante Lina“. Telgte mit seiner Gnadenkapelle, zahlreichen hübschen kleinen Häusern und zauberhaften Boutiquen war an diesem Tag gut besucht, da es dort ein Pilgertreffen gab. Die kleine Stadt ist als Wallfahrtsort bekannt, zu erkennen an den in den Boden eingelassen Jakobsmuscheln. Leider war die Zeit zu kurz, um die besonderen Sehenswürdigkeiten entsprechend zu entdecken.

Fotos und Text: Bea Wild