Als ich noch ein Kind war, spielten meine Freundinnen und ich oft mit den Knospen des Klatschmohns. Wir öffneten die borstigen Blütenstände und entfalteten die zarten,
zusammengeknautschten, an Seidenpapier erinnernden Blütenblätter, die rosa bis knallrot leuchteten und ließen uns vom Farbton überraschen. Klatschmohn, Margeriten und Kornblumen waren damals in großen Mengen an Acker- und Wegesrändern, manchmal auch als bunte Tupfer auf Wiesen zu finden. Das ist leider schon lange nicht mehr so. Durch die intensive Landwirtschaft heutzutage werden Wildkräuter häufig mit Herbiziden weggespritzt. Das erleichtert den Bauern zwar die Ernte, vernichtet aber ganze Lebensgemeinschaften von Pflanzen, Insekten und Vögeln. Es ist daher kein Wunder, dass die Anzahl von Insekten und Vögeln in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Aus diesem Grund wurde der Klatschmohn im Jahr 2017 von der Loki-Schmidt-Stiftung als Blume des Jahres ernannt und steht stellvertretend für viele andere vom Aussterben bedrohte Ackerpflanzen
Weitere Mohn -Arten
Die Gattung Mohn umfasst insgesamt circa 120 Arten. Es gibt ein- bis zweijährige Arten, aber auch Stauden. Neben dem einjährigen Klatschmohn wird im Garten auch sehr häufig der eindrucksvolle „Türkenmohn“, der der in vielen Farben und Formen angeboten wird, kultiviert. Die ursprünglich aus der Türkei stammende mehrjährige Art ist am häufigsten in der Farbe scharlachrot anzutreffen, aber es gibt auch Farbvarianten von weiß bis zartrosa. Er wird neben Samen auch über abgestochene Wurzeln vermehrt.
Hübsch anzusehen sind auch die zarten Blüten des „Islandmohns“, die auf langen blattlosen Stengeln sitzen. Die Blüten gibt es in den Farben weiß, gelb, orange und rot. Die anspruchslos, niedrig wachsende Pflanze dient vielen Insekten als Nahrung. Blütezeit zwischen ist Mai und August.
Sehr beliebt ist auch der „Kalifornischer Mohn“, eine einjährige aus den USA stammende, circa 60 cm hohe Pflanze, erkennbar an den leuchtend gelben Blüten und den langen, spitzen Schoten, die an Zipfelmützen erinnern. Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Pflanze ist gut an Trockenböden angepasst, sehr anspruchslos und vermehrt sich durch Samenbildung.
Wichtig zu wissen, dass alle Mohn-Arten mehr oder weniger giftig sind. Vom Verzehr ist also dringend abzuraten.
Fotos und Text: BW
Vor einigen Jahren säte ich ein Tütchen Klatschmohn in meinem Garten aus. Er breitete sich schnell aus und von Ende Mai bis Juli wiegten sich unzählige rote Blüten im Wind. Im Unterschied zu manchen anderen Pflanzen, sind die Blüten des Klatschmohns nur kurzlebig, werden aber jeden Tag durch neue ersetzt. Es ist immer ein schönes Erlebnis, wenn die zarten Blüten sich morgens entfalten und unzählige Hummeln und Bienen anlocken, die dort ihre Pollen sammeln. Durch die rote Farbe ist die Pflanze auf jeden Fall ein Hingucker und schon von weitem zu sehen. Durch die rote Farbe ist die Pflanze auf jeden Fall ein Hingucker und schon von weitem zu sehen. Nach der Blüte entwickelt sich eine Samenkapsel, die wie ein Salzstreuer wirkt und ihre unzähligen, feinen Samenkörner mit dem Wind verteilt. Lässt man eine unkontrollierte Ausbreitung zu, kann die Pflanze schnell den ganzen Garten in Beschlag nehmen. Das kann man verhindern, indem man die unreifen Samen regelmäßig abschneidet. Wer einmal Klatschmohn im Garten hatte und nur grubbert statt umgräbt, muss sich um eine weitere Vermehrung der Pflanze nicht kümmern, ansonsten erfolgt die Aussaat im März. Klatschmohn ist ein Überlebenskünstler, stellt nur wenig Ansprüche und gedeiht fast überall. Nur übermäßiges Düngen sollte man vermeiden. In jedem Jahr freue ich mich über die reiche Blütenpracht meines Klatschmohns und hoffe damit einen kleinen Beitrag zum Naturschutz geleistet zu haben. Damit unsere Enkelkinder den Klatschmohn nicht nur noch ausschließlich in Monets bekanntem Gemälde finden können, sollten wir dem Mohn und anderen Ackerpflanzen in unseren Gärten eine Chance geben.