Frostsaaten
Wer früh im Jahr diverse Gemüse ernten möchte, der sollte es einmal mit der Aussaat von Frostsaaten versuchen. Die Ernte verfrüht sich um ca. 2 - 3 Wochen und man erspart sich einen Teil der unerfreulichen Arbeit, bei kalten Temperaturen die Beete zu bestellen (Nein, nicht bei Amazon bestellbar...). Diese Art des Anbaues ist insbesondere für den Selbstversorger interessant, da die Beete praktisch durchgängig genutzt werden können.
Den Ausdruck "Frostsaaten" prägte Gertrud Franck. Sie hatte einen landwirtschaftlichen Haushalt zu führen, in dem alle Helfer verköstigt wurden, wie es damals üblich war. Um schon früh im Jahr genügend frische Lebensmittel zu haben, experimentierte sie mit Frostsaaten ab ca. den 1930er Jahren und entwickelte ein eigenes Anbau-System in Mischkultur für den (großen) Hausgarten. Sie lehrte dies System in einer Hauswirtschaftsschule und wurde wegen der Erfolge im praktischen Anbau auch überregional bekannt. In regem Austausch stand sie mit den Schwestern des Benediktinerinnen-Ordens in Fulda, die Francks System in abgewandelter Form bis heute anwenden. Gertrud Franck ist für mich die Begründerin der modernen Misch- und Permakultur, lange vor Bill Mollison.
Was sind „Frostsaaten“?
Frostsaaten (bei Zierpflanzen auch „Cool Flowers“ genannt) sind winterharte Einjährige, die man vor dem Winter sät, die dann als Jungpflanzen den Winter überstehen und bei den ersten wärmeren Temperaturen im folgenden Frühjahr mit dem Wachstum gleich durchstarten.
Besonders bekannt dafür sind sicherlich Spinat und Feldsalat. Aber es gibt auch bei anderen Gemüsen (und Zierpflanzen) besondere Züchtungen, die einen frühen Start und damit eine frühe Ernte im nächsten Jahr möglich machen. Neben historischen Sorten sind auch geeignete Neuzüchtungen entstanden.
In diesem Artikel geht es nur um Gemüsesorten. Die Liste ist natürlich nicht vollständig, soll Appetit auf mehr machen!
Meine Erfahrung im Anbau "Winterkefe"
"Kefe" ist in der Schweiz und Österreich die Bezeichnung für Zuckerschoten. Seit 2023 (2 Jahren) baue ich die "Winterkefe" an. Leider weiß ich die genaue Bezeichnung meiner Sorte nicht, da ich die Samen geschenkt bekam. Ich hoffe natürlich, dass meine Erbse die spezielle "Winterkefe" ist, die 1998 Dr. Maria Finck der Universität Kassel zur Rettung übereignet wurde. Aber wer weiß... - Im Handel findet sich neben weiteren namenlosen Sorten oft "Frieda Welten".
Mangels Quantität konnte ich im ersten Jahr nur eine kleine Kostprobe genießen. Die paar Schoten waren sehr zart und absolut köstlich. Auch zeigten sich die Pflanzen anspruchslos und widerstandsfähig im Anbau, so dass ich alle weiteren Schoten für die Saatgutgewinnung genommen habe. Die Schoten bleiben an der Pflanze bis sie gelb werden und sich hart anfühlen, dann puhlen und auf Erbsenkäfer kontrollieren (dunkles Loch im Korn). Sehr stark befallene Körner
aussortieren. Die anderen sehr gut trocknen und für eine Woche in die Tiefkühlung bei -18 °C.
Bis zur Aussaat dann trocken und dunkel aufbewahren.
Aussaat-Zeitpunkt
Es gibt 2 Möglichkeiten der Aussaat:
1. Voranzucht im August, Auspflanzen im September, falls die Beete noch belegt sind. Ansonsten
2. Direktsaat ab Ende Oktober bis Dezember, Januar (für die ganz harten Gärtner)
Ich säe die "Winterkefe" im Oktober, November (lt. Saatguttütchen sollte es aber erst Dezember sein...), weshalb ich die Beete im August, September vorbereite. Die Saaten keimen noch in demselben Jahr und gehen als Jungpflanzen in den Winter. Sie bleiben über den Winter ohne Schutz, außer bei eisiger Kälte (ca. -20° C). Gibt es eine Schneedecke, ist das als Schutz ausreichend, ansonsten sollte man vorsichtshalber mit Vlies abdecken.
Wichtig: Beetvorbereitung
Ganz wichtig für Frostsaaten ist es, die Beete schon im (Früh-)Herbst - also direkt nach der letzten Ernte - dafür vorzubereiten! Sprich: mit der Grabegabel durchlüften, falsches Saatbeet anlegen, Boden ruhen lassen, dann Frostsaaten säen.
Pflege
Die Winterkefe braucht nicht viel Pflege. Als Leguminose versorgt sie sich selbst mit Stickstoff und hinterlässt dem Nachfolger einen fruchtbaren Boden. - Regelmäßiges Gießen ist wichtig, um schöne Schoten zu bekommen. - Als Untersaat hatte ich Feldsalat gesät. Zusammen mit dem trockenen Wetter reichte das, um Schnecken zu verwirren. Es gab keinen Ausfall an Pflanzen. - Wegen ihrer großen Endhöhe von ca. 200 cm und mehr, brauchen die Pflanzen ein ordentliches Rankgitter, an dem sie regelmäßig festgemacht werden sollte.
Ernte
Die ersten Knospen zeigten sich bereits ab Ende Mai. Anfang Juni wurden die ersten 15 bis 20 Schoten im unteren Bereich der Pflanze wurden als Saatgutträger markiert, um nicht irrtümlicherweise auf dem Teller zu landen. Ab ca. 5. Juni waren genug Schoten an der Pflanze, dass für 2 Personen eine gute Portion gepflückt werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt muss laufend durchgepflückt werden, um den Ertrag hoch zu halten. Geerntet werden die Schoten, in denen man die Erbsenkörner gerade eben erkennen kann. – Zwei bis drei Minuten ins kochende Wasser geben - fertig ist bereits Anfang Juni eine wunderbare Beilage aus dem eigenen Garten! Auch für TK geeignet.
Weitere Gemüse-Frostsaaten
Neben der Winterkefe habe ich weitere Gemüse-Frostsaaten wie folgt entdeckt:
Blumenkohl („Erfurter Zwerg“)
Feldsalat
Frühkohl (Vermerk "nicht frostempfindlich")
Kohlrabi (! Angabe: "neigt nicht zum Schossen")
Kopfsalat ("Maikönigin")
Möhren („Berlicum“) mit Dill
Petersilie
Schwarzwurzeln, Sellerie ("Saxa"), Spinat ("Matador", "Monnopa")
Wurzelpetersilie
Zwiebeln, Steckzwiebeln („Rote Winter“).
Viel Spaß und Erfolg beim Anbau!
(Mechthilde Hewing (FB in im GV Langeloh - Blick e. V.)