Fachberatung am 12.09.2025
im Vereinsheim der Kleingartenanlage „Zur Sonnenseite“ zum Thema „Ökologie"
Einladend mit belegten Brötchen gedeckt waren die Tische bei der gut besuchten Veranstaltung zum Thema Ökologie im Kleingarten in der Gartenanlage „Zur Sonnenseite“, organisiert von Gartenfachberaterin Kerstin Michel. Die Referenten Frank Gerber (Geschäftsführer des Stadtverbands) und Daniel Pawlak-Gast (NABU Dortmund) gaben wertvolle Tipps in Form einer Powerpoint-Demonstration, Referentin Brigitte Bornmann-Lemm (NABU Dortmund) übernahm den Anschauungsteil in der Praxis bei dem anschließenden Rundgang durch die gut gepflegte Gartenanlage.
Frank Gerber wies auf die Bedeutung des Kleingartens im städtebaulichen Kontext hin, als Beitrag zur Biodiversität und Erholungsraum, der kleingärtnerisch genutzt wird. In Zeiten des Klimawandels gewinnen Frischluftschneisen und Grünflächen gegen die extreme Aufheizung der Städte immer mehr an Bedeutung. Aber auch das Wassermanagement bei Starkregenereignissen ist nicht zu unterschätzen. Grünflächen und Wasserrückhaltebecken können sehr viel Wasser aufnehmen und so Überschwemmungen vorbeugen. Wildtiere und Pflanzen brauchen die Möglichkeit ihren Lebensraum zu wechseln, damit der genetische Austausch sichergestellt ist. Sie benötigen einen Biotopverbund, um überleben zu können. Dabei haben Gartenanlagen einen großen Einfluss auf den ökologischen Wert der innerstädtischen Grünfläche. Unsere Kleingärten bieten als Ökosystem die unterschiedlichsten Lebensräume, wie Wiesen, Bäume, Trockenbereiche, Wasserstellen und Gartenteiche, um einige zu nennen und sichern damit das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten.
Der Schwerpunkt von Daniel Pawlak-Gast sind vielfältige und ökologisch wertvolle Pflanzen im Garten. Dabei muss man zwischen der Ökologie im Einzelgarten und der gesamten Anlage unterscheiden. Wichtige Themen sind dabei: Boden, Pflanzenschutz, Nisthilfen, Materialien im Garten, das Blütenangebot und die Gartengestaltung.
Lebendiger Boden ist essenziell für erfolgreiches Pflanzenwachstum. Dabei sollte man auf Torf zur Bodenlockerung verzichten (ist laut Satzung auch verboten) und lieber auf Kompost zurückgreifen. In der Komposterde ist die Individuendichte von Kleinlebewesen sehr groß und er ist im Garten leicht herzustellen. Für Torf wird der Lebensraum Moor zerstört, der ein extrem guter CO2-Speicher ist. Ein zerstörtes Moor benötigt zwischen 700 und 900 Jahren, um einen Meter neu zu wachsen. Ein Hinweis für den ordnungsliebenden Gärtner: Nackter Boden kommt in der Natur nicht vor. Er trocknet sehr leicht aus und verdichtet sich bei Starkregen. Außerdem können Bodenlebewesen die direkte Sonneneinstrahlung nicht gut vertragen. Um dem entgegenzuwirken, ist Mulchen erwünscht z.B. mit Holzwolle, Laub oder Kompost. Damit führt man dem Boden auch wieder verlorene Nährstoffe zu. Falsches Mulchen mit Folie unter der Mulchschicht oder Kies- und Schottergärten sind dagegen nicht erlaubt.
Pflanzenschutz im Kleingarten sollte nur auf natürliche Art erfolgen. So kann man Setzlinge z.B. mit einem Filzkragen versehen. Nützlinge wie Vögel, Marienkäfer und Florfliegen sollten gefördert werden. Man muss einen Läusebefall anfangs auch mal aushalten, damit die frisch geschlüpften Marienkäferlarven genug zu fressen haben und sich weitervermehren können. Dann kann sich ein natürliches Gleichgewicht einpendeln. Thermische Methoden sind eher bei der Bearbeitung von Plattenwegen möglich. Selbst hergestellte Jauchen und Brühen sind sehr hilfreich. So wirkt Schachtelhalm gegen Pilzbefall und Brennnessel- oder Beinwellbrühe gegen Schädlinge. Man kann sie stark verdünnt versprühen oder als Jauche zur Stärkung der Pflanzen verwenden. Steinmehl oder eine kleine Teichpumpe verhindert bei Jauchen den unangenehmen Geruch. Chemische Pflanzenschutzmittel sind laut Gartenordnung stark eingeschränkt und nur im Ausnahmefall möglich.
Neben der kleingärtnerischen Nutzung gibt es viele Möglichkeiten, den Garten ökologisch wertvoll zu gestalten. Feuchtbiotope geben Lebensraum für Amphibien, Vögel und Insekten. Man sollte bei der Anlage eines Teichs auf verschiedene Ebenen achten. Aber auch schon ein vergrabener Eimer mit einem Steinrand und einer kleinen Treppe als Ausstieg kann helfen. Bei Tränken verhindert ein großer Stein, dass Insekten ertrinken. Wilde Ecken und Totholzhaufen, die sich langsam zersetzen, sind Lebensraum für Käfer und viele andere Kleintiere. Käfer sind wiederum die beste Nahrung für den Igel. Ein Brombeerdickicht sollte dabei allerdings vermieden werden. In vielen Gärten selbstverständlich sind heute schon Nisthilfen und Insektenhotels. Letztere machen allerdings nur Sinn, wenn es das entsprechende Nahrungsangebot in Form von Blühpflanzen über das ganze Jahr verteilt gibt. Grundsätzlich ist es gut, heimische Pflanzen und bienenfreundliche Stauden zu verwenden.
Da könnte es z.B. helfen, kleine Blumenwiesen einzusäen und Pflanzen wie Wegwarte, Fenchel und Karde, verschiedene Obstbäume, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und Kräuterspiralen mit Kräutern, die über das ganze Jahr verteilt blühen, anzubauen. Auch wenn‘s dem Gärtner in den Fingern juckt, sollte man viele Pflanzen im Herbst stehen lassen und diese erst im Frühjahr abräumen, da in ihnen viele Insekten überwintern.
Besonders sinnvoll sind ökologische Maßnahmen in der Gartenanlage, wie z.B. das Anlegen von großen Feuchtbiotopen, Regenrückhaltebecken, Trockensteinmauern und das Pflanzen von Großbäumen. Großbäume können durch Verdunstung und Schattenwurf zur Abkühlung in heißen Sommern beitragen und den Klimawandel erträglicher machen. Sie filtern Staub, nehmen CO2 auf und geben dafür Sauerstoff ab. Außerdem sind sie Lebensraum für viele Tiere.
Die Anlage von Staudenbeeten sind Wildblumenwiesen vorzuziehen, weil diese nach wenigen Jahren vergrasen.
Statt Stein- oder Betonplatten, sollte man bei der Gartengestaltung vorzugsweise Naturmaterialien verwenden. Das bezieht sich auf Randbegrenzungen ebenso wie auf Wege.
Folgende NABU-Broschüren können dem Biogärtner helfen:
Pflanzen für insektenfreundliche Ruhrgebietsgärten (kostenfrei auch als pdf erhältlich), Lebensraum Garten (Pflanzen und Strukturen für Tiere), Heimische Pflanzen (Ein Wildstaudenbeet für mehr Artenvielfalt).
Der Schwerpunkt von Brigitte Bornmann-Lemm sind Insekten. Bei der Besichtigung ausgewählter Gärten gab sie noch wertvolle Tipps zur ökologischen Gartengestaltung:
In einem Garten lobte sie die verwinkelten Beet-Formen, denn diese schaffen Struktur, fördern Lebensräume für Insekten und wirken lebendiger als gerade Linien.
Den Rasen sollte man nicht komplett mähen. Das Stehenlassen kleiner Blühstreifen im Rasen, z. B. Klee, ist sehr wertvoll für Insekten und fördert die Biodiversität.
Die Verwendung einheimischer, insektenfreundlicher Pflanzen wie Lavendel, Salbei, Sonnenhut oder Wildrosen ist ökologisch sinnvoll, denn diese sind besonders robust. Wünschenswert sind auch Kräuterbeete, mit Kräutern, die über das ganze Jahr verteilt blühen. Den Schmetterlingsflieder sah sie dagegen kritisch, da er sich in Naturschutzgebieten zu leicht ausbreitet.
In einem Garten war ein Totholzhaufen aufgebaut – ein wertvoller Lebensraum für Wildbienen, Käfer und andere Nützlinge.
Mulchen mit Rasenschnitt oder Laub, besonders jetzt im Herbst, schützt den Boden und bietet Kleintieren wie Igeln, Spinnen und Asseln Unterschlupf – insbesondere, wenn das Laub unter Hecken liegen bleibt.
Ein Garten zeigte ein Kraterbeet, dessen abgesenkte Form Wasser speichert und durch die erhöhten Ränder Windschutz bietet – ideal bei Frost und Temperaturschwankungen.
Die Weißdornhecke im Bienengarten war ein echtes Highlight – ökologisch wertvoll und vielfältig nutzbar für Tiere.
Vogelnistkästen und Wasserstellen in zahlreichen Gärten bieten nicht nur Vögeln, sondern auch Insekten wichtige Trinkmöglichkeiten.
Stauden sollten im Winter nicht zurückgeschnitten werden, da die vertrockneten Stängel als Schutz und Lebensraum für viele Insekten dienen.
Insgesamt eine sehr lehrreiche Fortbildung. Ich werde versuchen, einige Anregungen umzusetzen.
Fotos und Text: Bea Wild