Wildkräuter

Der Bärlauch

wird er auch genannt wilder Knoblauch, Waldknoblauch, Hexenzwiebel, Ramseren, Rämsch, Ramsada (ahd.), Waldherre, Broad-leaved Garlic (engl.), Ail de bois (frz.), Aglio orsino (ital.), Daslook (ndl.), Ramslög (dän.).
Seine botanische Bezeichnung lautet „Allium ursinum“ – Lauch des Bären.

Die Namen beschreiben treffend seine Fundorte bzw. sein hervorstechendstes Merkmal – den Duft. Der war anscheinend früher nicht bei allen beliebt. So schreibt 1593 der berühmte Arzt Tabernaemontanus dass „...der Geruch in die Milch, Käse und Butter übergeht, so dass dieselbige nicht leichtli genossen werden kann.“ Als Viehfutter ist Bärlauch also unbrauchbar. Und dass „die Milch vom Saft diß Krauts gerinnet und zusammen laufft.“

Auch Leonhart Fuchs erwähnt im 16. Jh in seinem Kräuterbuch, dass Ramsen „bösen, starcken Geruch“ hat. Die Quelle BIOZAC verweist auf die Bedeutung des Wortes Ramsen – so wurde der Geruch der Ziegen- und Schafställe bezeichnet. (Man beachte die Wortzusammensetzungen bei Ortsbezeichnungen wie „Ramsau“.)

Weiter schreibt Fuchs über die Wirkung des Bärlauchs: „Knoblauch gessen widersteet allem gifft/ darumb jhn Galenus nent Theriack der bauren.“ „Theriack“ war mit seinen z. T. geheimen Zutaten ein vielgepriesenes Wundermittel des Altertums und Mittelalters gegen alle möglichen Krankheiten und Vergiftungen.

Pflanzen mit auffälligen Merkmalen wurden früher besondere Fähigkeiten und Wirkungen zugesprochen. Bereits die Germanen zählten den Bärlauch zu ihren kräftigsten Heilpflanzen. Sie brachten „hramusan“ mit Bären in Verbindung, weil sie beobachteten, dass Bären, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachten, ausgiebig dieses erste Grün des Jahres fraßen. Das wäre auch nach heutigen Maßstäben keine schlechte Wahl für eine Mahlzeit, denn dem Waldknoblauch wird mindestens derselbe gesundheitliche Nutzen wie dem Gartenknoblauch zugeschrieben. Er soll die Adern „putzen“ und den Körper reinigen, in dem er den Stoffwechsel anregt.

Zudem hatten Bär, Wolf und Fuchs bei bei den Germanen eine besondere Stellung inne. Sie waren Seelentiere: Helfer und Führer für die Menschen in besonderen Situationen. Der Bär steht für den Neuanfang und Erneuerung, so dass sich die Wurzel im Wort „ge-bär-en“ selbst erklärt. In den alten Medizinbüchern findet man die Bezeichnung „Bär (Ber-) mutter“ für Gebärmutter.

In der Antike verzehrten die Römer Bärlauch als „herba salutaris – Kraut der Gesundheit“. So reichlich verzehrten sie ihn anscheinend, dass man ihn später „Roman – Salat“ (römischer Salat) nannte, woraus dann mundartlich „Rämschelen“ mit den vielen Wortabwandlungen entstanden ist.

Der Bärlauch hat dennoch eine genusstechnisch wechselvolle Geschichte hinter sich. Zwar findet man ihn noch im 16. Jh. in zahlreichen Kräuterbüchern, was darauf schließen lässt, dass er allgemeinen bekannt war und viel genutzt wurde, aber im 18. Jh. verlieren sich seine Spuren. Erst im 20. Jh. macht ihn der Kräuterpfarrer Künzle als Heilkraut wieder bekannt und auf seine wertvollen Inhaltstoffe aufmerksam. Heute ist er fast ein Modekraut und in jedem Supermarkt zu haben.

Da er wild vor der Haustür wächst, könnte man sich nun im April reichlich mit ihm eindecken. Es gibt eine Vielzahl an Rezepten im Internet. Aber selber sammeln sollte man ihn nur, wenn man ihn wirklich sehr gut erkennt, da er mit dem Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen verwechselt werden kann. Diese beiden kann man nur einmal essen - sie sind tödlich giftig!

Fragt Eure Fachberater/innen, wie man Bärlauch anbauen kann – dann seid ihr auf der sicheren Seite!

Mit duften Grüßen verabschiedet sich im April

eure Fbin Mechthilde

Copyright: Mechthilde Hewing. 2023.04